Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Vitamin D
Vitamin D
08.03.2010 - Medizin
Vitamin D macht das Immunsystem scharf
Nur bei ausreichender Versorgung mit dem
Sonnenvitamin werden die T-Zellen der Körperabwehr aktiv
Vitamin D ist für das Immunsystem überraschenderweise
absolut unverzichtbar: Nur wenn es in ausreichender Menge
vorhanden ist, werden die Killer-Zellen der Körperabwehr
mobilisiert, so dass sie eindringende Viren oder Bakterien
bekämpfen können. Zu dieser Erkenntnis kommt ein
dänisches Forscherteam nach einer Untersuchung von Blutproben,
die fünf Dialyse-Patienten gespendet hatten. Zwar sei
bereits bekannt gewesen, dass Vitamin D das Immunsystem beeinflussen
kann. Wie grundlegend seine Funktion jedoch ist, sei bislang
übersehen worden, berichten Carsten Geisler von der Universität
Kopenhagen und seine Kollegen.
Vitamin D wird vor allem in der Haut gebildet, wenn sie mit
den UV-Strahlen des Sonnenlichts in Kontakt kommt, ist jedoch
auch in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Fischöl oder
Eiern enthalten. Am bekanntesten ist es wegen seiner Funktion
im Kalzium-Stoffwechsel des Körpers sowie beim Knochenaufbau.
Daneben wurde es auch schon mit Autoimmunkrankheiten wie Multipler
Sklerose und Infektionen, beispielsweise der Tuberkulose,
in Verbindung gebracht. Erst jetzt konnten Geisler und sein
Team jedoch zeigen, wie dieser Einfluss auf das Immunsystem
vermutlich zustande kommt: Das Vitamin reißt sozusagen
die Killer-Zellen der Körperabwehr, die T-Zellen, aus
einem schlafähnlichen Zustand und aktiviert sie, so dass
sie Krankheitserreger gezielt angreifen können.
Diese Aktivierung verläuft demnach etwa wie folgt: Kommt
eine naive, also eine bisher nicht im Kampf eingesetzte T-Zelle
in Kontakt mit einem potenziellen Eindringling, etwa einem
Bruchteil einer Bakterienzelle, beginnt sie, ein Vitamin-D-Erkennungsprotein
zu produzieren. Das wird dann wie eine Art Antenne ausgefahren
und testet, ob Vitamin D verfügbar ist. Registriert die
Antenne das Vitamin, läuft eine ganze Reaktionskaskade
ab. Am Ende vervielfältigt sich die T-Zelle und bildet
so Hunderte identischer Zellen, die alle auf den ausgespähten
Krankheitserreger fokussiert sind. Fehlt das Vitamin D hingegen,
findet diese Mobilmachung nicht statt.
Die Ergebnisse geben bisher unbekannte Einblicke in die Arbeit
des Immunsystems, betonen die Forscher. Sie können daher
in Zukunft helfen, die Reaktion der Körperabwehr zu regulieren
– nicht nur beim Bekämpfen von Infektionen, sondern
auch beim Dämpfen überschießender Immunreaktionen,
wie sie etwa bei Autoimmunkrankheiten oder bei der Abstoßung
nach Organtransplantationen vorkommen. In beiden Fällen
vervielfältigen sich aktivierte T-Zellen explosionsartig
und erzeugen eine Entzündung, die für den Körper
verheerende Konsequenzen haben kann. Bei Mäusen, dem
allseits beliebten Labormodell, gibt es die Verbindung zwischen
Vitamin D und den T-Zellen übrigens nicht – vermutlich
weil die nachtaktiven behaarten Mäuse ohnehin nicht viel
Vitamin D zur Verfügung haben und es daher keinen Vorteil
gebracht hätte, wenn diese Substanz eine derartig wichtige
Rolle in ihrem Immunsystem spielte.
Carsten Geisler (Universität Kopenhagen) et al.: Nature
Immunology, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1038/ni.1851
Vitamin
D
24.02.2009 - Gesundheit
Wenig Vitamin D, viele Erkältungen
Ein niedriger Spiegel der unter anderem
in der Haut produzierten Substanz scheint das Infektionsrisiko
zu erhöhen
Wer nur geringe Konzentrationen von Vitamin D im
Blut hat, bekommt leichter eine Erkältung. Das haben
US-Forscher bei der Auswertung der Daten von 19.000 Menschen
herausgefunden. Demnach war das Risiko für das Auftreten
einer Erkältungskrankheit bei Probanden mit sehr geringen
Konzentrationen des Vitamins im Blut um 40 Prozent höher
als bei Probanden mit sehr hohen Konzentrationen. Besonders
deutlich wurde der Zusammenhang jedoch bei Patienten mit chronischen
Krankheiten wie Asthma oder der Lungenkrankheit COPD. Aus
den Ergebnisse lasse sich allerdings noch nicht folgern, dass
sich mit der Gabe von Vitamin-D-Präparaten Erkältungen
vorbeugen ließen, schreiben die Forscher.
Die Wissenschaftler griffen für ihre Studie auf die
Daten einer großen, vom amerikanischen Zentrum für
Gesundheitsstatistik durchgeführten Erhebung zurück,
in der 19.000 Erwachsene und Heranwachsende medizinisch untersucht
wurden und Blutproben abgaben. Im Durchschnitt lagen die Vitamin-D-Werte
bei 29 Nanogramm pro Liter Blut, ergab die Auswertung, wobei
sich die Konzentrationen zwischen weniger als 10 Nanogramm
und mehr als 30 Nanogramm pro Liter bewegten. Die Wissenschaftler
erfassten außerdem, ob die Probanden in der jüngsten
Vergangenheit an den oberen Atemwegen erkrankt waren. Aus
diesen Daten rechneten sie dann demographische und klinische
Faktoren heraus und setzten die Daten zueinander in Beziehung.
Die Auswertung ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen
der Konzentration des Vitamins im Blut und dem Risiko einer
Erkältung. Am deutlichsten war dieser bei Asthmatikern,
die bei niedrigen Vitamin-D-Werten ein fünffach höheres
Risiko einer Erkältungskrankheit hatten als Leidensgenossen
mit hohen Konzentrationen des Vitamins.
Die Forscher vermuten, dass zwischen den Vitamin-D-Werten
und der Leistungsfähigkeit des Immunsystems ein Zusammenhang
besteht, der dem Effekt zugrunde liegen könnte. Eine
genaue Erklärung oder einen Mechanismus können die
Forscher jedoch noch nicht liefern. Die Daten ließen
daher auch keineswegs automatisch den Schluss zu, mit Vitamin-D-Präparaten
ließen sich Erkältungskrankheiten vorbeugen.
Adit Ginde (Universität von Colorado, Denver) et al.:
Archives of Internal Medicine, Bd. 169, S. 384
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