Die INPP Methode
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Anja
van Velzen |
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... wurde in den 1970er
Jahren in England als NeuroDevelopmental Therapy NDT
von
Dr. Peter Blythe und Kollegen in der Arbeit mit
legasthenischen und MCD- (Minimale cerebrale Dysfunktion
– Vorläufer von ADHS) Kindern im Vorschul-
und Schulalter begründet und bis heute im Institute
for Neurophysiological Psychology INPP unter der Leitung
von
Sally Goddard-Blythe weiterentwickelt. Ihre Wirksamkeit
ist in zahlreichen Studien und Forschungsarbeiten belegt.
Das INPP Konzept sieht heute zwei
verschiedene Interventionen vor: Das Neuromotorische
Schulreifeprogramm für Kindergruppen in Schule
und Kindergarten und die Neuromotorische Einzelförderung
mit einem spezifischen häuslichen Übungsprogramm
für das einzelne Kind.
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Abstract:
Persistierende frühkindliche Reflexe – Auswirkungen
auf Lernen und Verhalten
Wenn sich das zentrale Nervensystem ZNS im Uterus entwickelt,
beginnt der Embryo und später der Fötus, Reflexaktivitäten
zu zeigen. Diese verstärken sich im Laufe der Schwangerschaft
und sollten zur Geburt vollständig präsent sein,
um dem Neugeborenen den Eintritt ins Leben zu erleichtern
und sein Überleben zu garantieren.
Sie liefern ein rudimentäres Trainingsprogramm für
spätere willkürliche Fähigkeiten und dienen
Pädiatern als diagnostische Zeichen für die Reife
des kindlichen ZNS.
In den ersten Lebensmonaten muß das sich entwickelnde
Gehirn kortikale Kontrolle über die primitiven Reflexmuster
erlangen und sie durch reifere Halte- und Stellreaktionen
ersetzen, die Grundlage bilden für Willkürmotorik,
Handlungsplanung, Koordination, Haltung.
Geschieht dies nicht ausreichend (z.B. durch schwierige
Schwangerschafts- und Geburtsverläufe oder postnatale
Traumata), so können strukturelle Schwächen und
Unreifen des zentralen Nervensystems und Reizverarbeitungsstörungen
die Folge sein.
Auch auf subpathologischer Ebene kann so ein gesundes intelligentes
Kind in unterschiedlichsten Bereichen seiner Entwicklung –
Bewegung, Wahrnehmung, Verhalten, emotionale, kommunikative
und soziale Kompetenz, Lernen – empfindlich beeinträchtigt
werden.
Die INPP Methode ...
... bietet ein pädagogisch und therapeutisch relevantes
Diagnostik- und Übungsprogramm zur Rehabilitation und
Förderung von Kindern ab 6 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen.
Das INPP Programm nimmt etwa 1 bis 1 1/2 Jahre in Anspruch.
Es richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Symptomen
aus dem Formenkreis
• AD(H)S
• Dyslexie, Dyskalkulie und Dyspraxie u.a.
Teilleistungsstörungen
• Wahrnehmungsstörungen
• Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
• Emotionale Anpassungsprobleme, Ängste
und Panikstörungen
• Asperger Syndrom
Es ist spezifisch auf das einzelne betroffene Kind abgestimmt,
familienfreundlich und ressourcenorientiert.
Zusammen mit dem Kind durchläuft die ganze Familie
einen Reifungsprozess: Selbstwirksamkeit und Kompetenz, Autonomie,
Bindung und emotionaler Ausdruck werden gestärkt.
Einige Kinder entwickeln erstmals Qualitäten wie Humor,
Empathie, Ausdauer und Konzentration, ihre Mentalisierungs-
und Reflektionsfähigkeiten verbessern sich, Selbstvertrauen,
Durchsetzung und Abgrenzung stehen zur Verfügung.
Der hohe Eigenanteil der Eltern, die als Kooperationspartner
und „Profis“ durchgehend einbezogen sind, stärkt
die mütterliche und väterliche Kompetenz und den
Selbstwert und die Identität als Eltern.
Ablauf des Förderprogrammes:
Im Erstgespräch werden anhand des Fragebogens
(INPP Online-Fragebogen)
alle relevanten Daten aus der Biographie des Kindes erhoben,
insbesondere aus Schwangerschaft, Geburt und der Entwicklung
in den ersten Lebensjahren erhoben.
Werden im standardisierten Kinderfragebogen, der auf Reliabilität
und Validität überprüft wurde, 6 bis 7 Fragen
mit Ja beantwortet, so liegt es nahe, dass an den Problemen
des Kindes eine Neurophysiologische Entwicklungsverzögerung
beteiligt ist.
In der Erfassung des Entwicklungsstatus
des Kindes werden mithilfe klinischer Tests Koordination und
Gleichgewicht, persistierende frühkindliche Reflexe,
Seitigkeit, visuelle und auditive Verarbeitung und Augenmotorik
überprüft.
Nach einer Besprechung der Testergebnisse
mit beiden Eltern wird das Kind in sein individuelles häusliches
Übungsprogramm eingeführt.
Es besteht aus Bewegungsübungen, die die Ausreifung
und Integration unreifer motorischer und sensorischer Muster
zum Ziel haben.
Das Kind führt täglich mit Unterstützung
von Mutter oder Vater sein Übungsprogramm durch,
das etwa 5 bis 10 Minuten in Anspruch nimmt.
In Abständen von 8 bis 12 Wochen findet eine Wiedervorstellung
des Kindes statt, in der diagnostisch und im Gespräch
die Entwicklung des Kindes überprüft und das Übungsprogramm
angepasst wird.
Auf Wunsch können Entwicklungsberichte verfasst werden
und Lehrer, Erzieher und andere Bezugspersonen beratend einbezogen
werden.
Das Programm der Neurophysiologischen Entwicklungsförderung
INPP nimmt etwa 1 bis 1½ Jahre in Anspruch.
Es entstehen Kosten von etwa 70,- Euro im Monat. Informieren
Sie sich auf der Kostenliste
(Download:
INPP
Honorarübersicht Schweiz,
INPP
Honorarübersicht Österreich und Deutschland).
Da das Programm kostengünstig ist, eine hohe Beteiligung
der Eltern voraussetzt und im Sinne der Prävention innovativ
ist, erstatten immer wieder Krankenkassen die Kosten.
Wir arbeiten eng mit Schulen, Kindergärten, Kinderärzten,
Augen- und HNO-Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten
zusammen, um die betroffenen Familien maximal und bestmöglich
zu unterstützen.
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