Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Linkshänder
Linkshänder
05.11.2008 - Psychologie
Linkshänder halten sich eher zurück
Händigkeit und typisches Verhalten
hängen zusammen, sagen Psychologen
Im Vergleich zu Rechtshändern sind Linkshänder
eher ängstlich und zurückhaltend. Diesen Trend haben
britische Verhaltensforscher bei einem Persönlichkeitstest
festgestellt. Abgesehen von der Händigkeit spielte auch
das Geschlecht der Versuchspersonen eine Rolle – dabei
zeigten sich Frauen zurückhaltender als Männer.
An der Studie der Wissenschaftler nahmen insgesamt 112 Probanden
teil. Mit Hilfe eines Fragebogens bestimmten die Forscher
die dominante Hand jedes Teilnehmers. Auf diese Weise identifizierten
sie 46 Linkshänder und 66 Rechtshänder, die dann
einen Persönlichkeitsfragebogen ausfüllen sollten.
Dieser Fragebogen, der unter Psychologen als BIS/BAS-Skala
bekannt ist, soll erfassen, ob die getestete Person ein eher
annäherndes oder vermeidendes Verhalten zeigt.
Bei der Beurteilung von Aussagen wie: "ich handle oft
impulsiv" oder: "ich sehne mich nach Nervenkitzel
und neuen Eindrücken" gab es keinen Unterschied
in der Antworttendenz der Probanden. Im Vergleich zu Rechtshändern
identifizierten sich Linkshänder und Frauen aber eher
mit Aussagen wie: "ich mache mir Sorgen, Fehler zu machen"
oder: "Kritik oder Beschimpfungen verletzen mich sehr".
Verhaltensforscher vermuten, dass die Tendenz, eher zögerlich
oder impulsiv zu handeln, unterschiedlichen Hirnhälften
zugeordnet ist. Die Ergebnisse könnten daher auf diese
unterschiedliche Verschaltung zurückzuführen sein,
erklärt Studienleiterin Lynn Wright, die selbst Linkshänderin
ist. Während bei Rechtshändern eher die linke Hirnhälfte
dominant ist, ist es bei Linkshändern eher die rechte,
die negative Gefühle zu verarbeiten scheint.
Wright kann sich selbst mit den Ergebnissen ihrer Studie
identifizieren. Linkshänder neigen dazu, Dinge farbig
zu markieren oder Listen zu schreiben. Dies sei eine Art,
mit Stress umzugehen, erklärt sie. Philip Corr, Verhaltensforscher
an der Universität in Swansea, relativiert allerdings
die Ergebnisse der Studie. Die Unterschiede im Gehirn von
Links- und Rechtshändern seien im Allgemeinen nur geringfügig.
Onlinedienst des New Scientist
Lynn Wright (Universität von Abertay Dundee in Dundee,
UK) et al.: Personality and Individual Differences, Bd. 46,
S. 20.
Linkshänder
06.11.2009 - Psychologie
Asymmetrie beginnt im Kopf
Rechtshänder halten ihren rechten
Arm für länger als den linken
Rechtshänder glauben, rechts einen längeren
Arm zu haben als links. Nach dem Körpergefühl von
Linkshändern hingegen sind beide Arme etwa gleich lang.
Das haben amerikanische Psychologen in Tests mit dreißig
Freiwilligen gezeigt, die ihre jeweiligen Armlängen einschätzen
sollten. Der Zusammenhang könnte in der bei Rechts- und
Linkshändern etwas unterschiedlichen Strukturierung des
Gehirns liegen, vermuten die Wissenschaftler. So ist bei Rechtshändern
eine größere Hirnregion für die Steuerung des
rechten Arms reserviert als für den linken, während
bei Linkshändern hier Symmetrie besteht.
Beim ersten der insgesamt drei Tests stellte sich ein Wissenschaftler
direkt vor die Probanden und spannte quer vor ihnen ein Maßband
auf. Während die Probanden einen Arm nach vorn ausstreckten
und den anderen auf die Schulter legten, hatten sie anhand
des Maßbands die Länge des jeweiligen Arms abzuschätzen.
Hierbei zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Links-
und den Rechtshändern: Während erstere die Armlängen
als gleich lang beurteilten, überschätzten die Rechtshänder
die Länge des Arms, mit dem sie sonst die meisten Tätigkeiten
ausführten.
Dieses Ergebnis ergab sich auch aus einem zweiten Experiment,
bei dem die Probanden an einem Tisch saßen und kalkulieren
mussten, ob sie einen vor ihnen liegenden Plastikchip mit
dem ausgestreckten Arm noch erreichen konnten. Im dritten
Test schließlich hatten die Probanden die Größe
ihrer Hände einzuschätzen – auch hier zeigte
sich bei Rechtshändern eine Asymmetrie in der Beurteilung.
Diese ungleiche Einschätzung im Körpergefühl
spiegelt die für die Steuerung der Arme und Hände
im Gehirn angelegten Strukturen wider, erklären die Wissenschaftler.
Frühere Studien – unter anderem mit Messungen der
Hirnströme – hatten gezeigt, dass bei Rechtshändern
hier deutlich größere Asymmetrien auftreten als
bei Linkshändern. Dies wirke sich nicht nur in Unterschieden
im Tastsinn der rechten und linken Hand aus, sondern auch
im Körpergefühl und der Einschätzung der Größe
und Reichweite der rechten und linken Extremitäten, fassen
die Forscher zusammen.
Sally Linkenauger (Universität von Virginia, Charlottesville)
Psychological Science, doi: 10.1111/j.1467-9280.2009.02447.x
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