Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen
12.04.2010 - Medizin
Was Kopfschmerzen mit dem Sehen zu tun haben
Migräne geht mit defektem optischem
Filtersystem einher
Migräne verursacht nicht nur Kopfschmerzen,
sondern beeinträchtigt auch die Wahrnehmung der Betroffenen
grundlegend: Sie können selbst in schmerzfreien Phasen
unwichtige optische Eindrücke nur sehr schlecht ausblenden,
haben schottische Forscher gezeigt. Dadurch haben die Patienten
Schwierigkeiten, entscheidende Objekte in einer sehr detailreichen
Umgebung zu erkennen. Besonders ausgeprägt ist der Effekt
bei Patienten, die unter Migräne mit Aura leiden –
einer Form der Migräne, die mit optischen Wahrnehmungsstörungen
einhergeht. Die Betroffenen sollten deshalb versuchen, Situationen
zu meiden, in denen viele visuelle Eindrücke gleichzeitig
auf sie einstürmen.
Die Forscher hatten jeweils zehn Migränepatienten
mit und ohne Aura sowie zehn gesunden Kontrollprobanden Bilder
vorgelegt, auf denen eine kleine leuchtende Scheibe zu sehen
war. Bei einigen Abbildungen erzeugten die Wissenschaftler
zudem sogenanntes optisches Rauschen, was die Bilder wie grobkörnige
Fotografien aussehen ließ. Ein solches Rauschen simuliert
zusätzliche, für die aktuelle Aufgabe unwesentliche
optische Signale, die normalerweise gar nicht wahrgenommen
beziehungsweise vom Gehirn ausgeblendet werden.
Genau diese Fähigkeit schien jedoch bei den Migränepatienten
gestört zu sein, entdeckten die Forscher: Zwar schnitten
die Migräne-Gruppen beim Test ohne optisches Rauschen
genauso gut ab wie die Kontrollgruppe. In den Versuchen mit
Rauschen hatten sie jedoch messbare Schwierigkeiten, das gesuchte
Detail zu erkennen, wobei die Aura-Gruppe noch schlechter
zurechtkam als die Patienten ohne Aura. Dahinter steckt vermutlich
die generelle Über-Erregbarkeit der Gehirnzellen bei
Migräne-Patienten, erläutern die Forscher. Nach
einer verbreiteten Hypothese entstehen die starken anfallsartigen
Kopfschmerzen dadurch, dass bestimmte Reize überdurchschnittlich
viele Nervenzellen gleichzeitig aktivieren und sich diese
Aktivierung dann über die Großhirnrinde ausbreitet.
Erfasst sie auch das Sehzentrum, entwickeln sich die typischen
Aura-Erscheinungen wie Flackern, Lichtblitze oder bunte Muster.
Etwas Ähnliches, nur weniger ausgeprägt, passiert
nach Ansicht der Forscher auch beim Betrachten des optischen
Rauschens: Hier scheinen ebenfalls ganze Gruppen von Nervenzellen
aktiviert zu werden, in deren Feuer dann die Signale der für
die Wahrnehmung eines bestimmten Objekts zuständigen
Zellen untergehen. Bevor sich daraus jedoch neue Ansätze
für die Behandlung von Migräne ableiten lassen,
müssten die Ergebnisse erst noch in größeren
Studien bestätigt werden, gibt Studienleiterin Wagner
zu bedenken.
Doreen Wagner (Glasgow Caledonian University) et al.: Investigative
Ophthalmology and Visual Science, Bd. 51, S. 2294
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