Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Geburtskomplikationen und Essstörungen
Geburtskomplikationen
und Essstörung
04.01.2006 - Medizin
Schwierige Geburten begünstigen Essstörungen
Studie: Komplikationen erhöhen das
Risiko für Bulimie und Magersucht beim Kind
Komplikationen während und unmittelbar nach
der Geburt erhöhen das spätere Risiko des Kindes
für Essstörungen wie Magersucht und Bulimie. Das
haben italienische Wissenschaftler um Angela Favaro von der
Universität Padua herausgefunden, als sie die Daten von
mehr als 700 Frauen verglichen, von denen 114 magersüchtig
waren und 73 an Bulimie litten. Je mehr Geburtskomplikationen
aufgetreten waren, desto eher entwickelten die weiblichen
Kinder in ihrem späteren Leben Essstörungen.
Die Ursachen für Magersucht und Bulimie sind vielschichtig:
Wissenschaftler vermuten, dass sowohl genetische als auch
Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Außerdem werden Probleme
in der neuronalen Entwicklung des Fötus im Mutterleib
als weiterer Faktor diskutiert. Favaro und ihre Kollegen vermuten,
dass Komplikationen während der Geburt die Sauerstoffzufuhr
zum Gehirn des Fötus beeinträchtigen und so zu frühen
Schäden führen können, die spätere Essstörungen
begünstigen. Auch die Ernährungsgewohnheiten der
Mutter während und unmittelbar nach der Geburt könnten
die spätere Appetitregelung beeinflussen, schreiben die
Forscher.
Die Art der Komplikationen wirkt sich unterschiedlich auf
Magersucht und Bulimie aus: Magersucht wird durch Diabetes
und Anämie der Mutter gefördert, fanden die Wissenschaftler
heraus. Herzprobleme und Unterkühlung des Neugeborenen
sind der Studie zufolge weitere Faktoren, die die Magersucht
begünstigen. Bulimie, auch Ess-Brechsucht genannt, bringen
die Forscher dagegen mit ungewöhnlich schnellen Geburten
und niedrigem Geburtsgewicht in Verbindung. Das Absterben
eines Teils der Plazenta und verminderte Reaktionsfähigkeit
des Neugeborenen erhöhen sowohl das Risiko für Magersucht
als auch für Bulimie.
Darüber hinaus spielt die Anzahl der jeweiligen Komplikationen
eine wichtige Rolle, stellten Favaro und ihre Kollegen fest:
Je mehr Geburtskomplikationen, desto jünger war die Patientin,
als die Essstörungen auftraten. Diese Beobachtung werten
die Wissenschaftler als Indiz für einen kausalen Zusammenhang
zwischen dem Risiko für Magersucht und Bulimie und den
Komplikationen während der Geburt.
Angela Favaro (Universität Padua) et al.: Archives
of General Psychiatry, Ausg. 63, S. 82
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