INPP Österreich und Schweiz
INPP Österreich und Schweiz
home
Facebook Twitter InkedIn youtube Seite drucken Email

Notizen aus der Wissenschaft:


Stichwort: Geburtskomplikationen und Essstörungen

  Artikel:
> Schwierige Geburten begünstigen Essstörungen
   
  zurück zum Stichwortverzeichnis


   top

Geburtskomplikationen und Essstörung
04.01.2006 - Medizin

Schwierige Geburten begünstigen Essstörungen

Studie: Komplikationen erhöhen das Risiko für Bulimie und Magersucht beim Kind

Komplikationen während und unmittelbar nach der Geburt erhöhen das spätere Risiko des Kindes für Essstörungen wie Magersucht und Bulimie. Das haben italienische Wissenschaftler um Angela Favaro von der Universität Padua herausgefunden, als sie die Daten von mehr als 700 Frauen verglichen, von denen 114 magersüchtig waren und 73 an Bulimie litten. Je mehr Geburtskomplikationen aufgetreten waren, desto eher entwickelten die weiblichen Kinder in ihrem späteren Leben Essstörungen.

Die Ursachen für Magersucht und Bulimie sind vielschichtig: Wissenschaftler vermuten, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Außerdem werden Probleme in der neuronalen Entwicklung des Fötus im Mutterleib als weiterer Faktor diskutiert. Favaro und ihre Kollegen vermuten, dass Komplikationen während der Geburt die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn des Fötus beeinträchtigen und so zu frühen Schäden führen können, die spätere Essstörungen begünstigen. Auch die Ernährungsgewohnheiten der Mutter während und unmittelbar nach der Geburt könnten die spätere Appetitregelung beeinflussen, schreiben die Forscher.

Die Art der Komplikationen wirkt sich unterschiedlich auf Magersucht und Bulimie aus: Magersucht wird durch Diabetes und Anämie der Mutter gefördert, fanden die Wissenschaftler heraus. Herzprobleme und Unterkühlung des Neugeborenen sind der Studie zufolge weitere Faktoren, die die Magersucht begünstigen. Bulimie, auch Ess-Brechsucht genannt, bringen die Forscher dagegen mit ungewöhnlich schnellen Geburten und niedrigem Geburtsgewicht in Verbindung. Das Absterben eines Teils der Plazenta und verminderte Reaktionsfähigkeit des Neugeborenen erhöhen sowohl das Risiko für Magersucht als auch für Bulimie.

Darüber hinaus spielt die Anzahl der jeweiligen Komplikationen eine wichtige Rolle, stellten Favaro und ihre Kollegen fest: Je mehr Geburtskomplikationen, desto jünger war die Patientin, als die Essstörungen auftraten. Diese Beobachtung werten die Wissenschaftler als Indiz für einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Risiko für Magersucht und Bulimie und den Komplikationen während der Geburt.

Angela Favaro (Universität Padua) et al.: Archives of General Psychiatry, Ausg. 63, S. 82


   top

 

 
 

   INPP Österreich und Schweiz | Anja van Velzen | Tel. 0049 (0)1717518879 | Email: a.vanvelzen@t-online.de