Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Frühgeborene
Frühgeborene
25.10.2004 - Medizin
Infektionen schädigen Frühchen-Gehirne
Studie zeigt: Der vielzitierte Sauerstoffmangel
scheint nur eine untergeordnete Rolle zu spielen
Nicht Sauerstoffmangel, sondern Infektionen sind die
Hauptursache für Hirnschäden bei Frühgeborenen.
Darauf deutet eine Studie amerikanischer Mediziner hin. Ärzte
sollten daher ihre Aufmerksamkeit mehr auf Infektionen richten,
die um den Zeitraum der Frühgeburt auftreten, empfehlen
die Wissenschaftler. So ließe sich das Risiko für
solche Schäden möglicherweise verringern. Ihre Ergebnisse
veröffentlichen die Forscher im Fachmagazin American Journal
of Obstetrics and Gynecology (Online-Ausgabe vom 25. Oktober).
Die Forscher um Ernest Graham von der
Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hatten die Daten
von 150 Frühgeburten ausgewerte, die zwischen 1994 und
2001 mit Schäden in der weißen Hirnsubstanz in
der Johns-Hopkins-Klinik auf die Welt gekommen waren. Insgesamt
drei Mal bestimmten sie den Umfang der Schäden mithilfe
von Ultraschallmessungen.
Sie verglichen die Fälle dann mit denen von Frühgeborenen
ohne Hirnschäden, um herauszufinden, welche Faktoren
zu den Schäden führten. Hinweise auf einen Mangel
an Sauerstoff fanden die Forscher nur bei drei bis sechs Prozent
der Frühgeborenen. Dabei gab es keinen signifikanten
Unterschied in der Sauerstoffversorgung der geschädigten
und der gesunden Frühchen. Anders bei dem Test auf Infektionen:
Frühgeborenen, bei denen die Wissenschaftler eine Infektion
nachweisen konnten, hatten zwei- bis viermal häufiger
auch Schäden an der weißen Gehirnsubstanz. Welcher
Art die Infektion war, spielte dabei keine Rolle.
Der Schädigung der weißen Gehirnsubstanz –
eine sogenannte periventrikuläre Leukomalazie –
kann zu gestörten motorischen Fähigkeiten der Kinder
führen und manchmal auch die geistige Entwicklung beeinträchtigen.
Sie tritt bei etwa fünf Prozent der Frühgeborenen
auf, die weniger als 1500 Gramm wiegen.
Frühgeborene
04.02.2010 - Medizin
Wenn Kinder zu früh kommen
Gene beeinflussen das Risiko einer Frühgeburt
Unbemerkte Infektionen im Mutterleib sind eines der
Hauptrisiken für vorzeitige Wehen und Frühgeburten.
Nun sind US-Forschern bestimmten Genvarianten bei Mutter und
ungeborenem Kind auf die Spur gekommen, die das Risiko für
eine Frühgeburt erhöhen: Sie bekämpfen zwar auch
die so genannte "stille" Infektion im Mutterleib,
lösen aber auch die vorzeitige Geburt aus. Mit dem Wissen
über die Genkonstellation dürften in Zukunft gefährdete
Frauen frühzeitig gewarnt und besser betreut werden.
Frauen können in der Schwangerschaft
alles richtig machen und doch kommt es zur Frühgeburt:
Nach der Statistik wird eine von drei Frühgeburten durch
die stille Unterleibsinfektion ausgelöst, bei der die
Mutter keine Symptome bemerkt. Um den Ursachen dieser heimtückischen
Infektion auf den Grund zu gehen, untersuchten Wissenschaftler
die Erbinformationen von über 800 schwangeren lateinamerikanischen
Frauen und ihrer ungeborenen Babys. Alle Frauen hatten bereits
zuvor eine Frühgeburt erlebt, die vor der 37. Schwangerschaftswoche
stattgefunden hatte. Die Forscher entnahmen Blutproben von
der Mutter und von der Fötus-Nabelschnur und untersuchten
die Varianten von 190 Genen, die bei der Bekämpfung von
Entzündungen im Mutterleib eine Rolle spielen. Dabei
analysierten sie über 700 Variationen innerhalb der einzelnen
Basen-Paare der DNA.
Nach der Studie können sowohl bestimmte Genvarianten
bei der Mutter als auch beim Fötus die Wahrscheinlichkeit
für eine Frühgeburt erhöhen. Als besonders
kritisch erwies sich ein Gen namens IL6R, das auf Entzündungsprozesse
im Körper Einfluss nimmt. So hatten Babys, in deren Erbgut
sich beispielsweise eine bestimmte Variante des Gens IL6R
fand, ein doppelt so hohes Risiko, zu früh auf die Welt
zu kommen.
"Die neuen Ergebnisse dürften in Zukunft dazu beitragen,
bei Frauen ein genetisch bedingtes erhöhtes Risiko für
eine Frühgeburt rechtzeitig zu erkennen", erklärt
Co-Autor Alan R. Fleischman, Direktor der Organisation March
of Dimes, die sich in den USA für die Gesundheit von
Schwangeren und Babys einsetzt. Die betroffenen Mütter
könnten dann individuell medizinisch betreut werden,
so dass ihre Chancen für eine Geburt zum festgelegten
Termin steige.
Insgesamt werden in den USA jedes Jahr mehr als 540.000 Babys
zu früh geboren, auf der ganzen Welt sind es etwa 13
Millionen Kinder. Eine Frühgeburt kann bedeutende Auswirkungen
auf die Gesundheit des Kindes haben. So sind Frühgeburten
in den USA die Hauptursache für Säuglingssterblichkeit,
und viele der überlebenden Kinder müssen mit lebenslangen
Gesundheitsproblemen rechnen.
Roberto Romero (National Institute of Child Health and Human
Development, Bethesda) et al.: SMF Meeting
Frühgeborene
02.04.2009 - Medizin
Verzögerungstaktik im Bauch
Balanceakt zweier Hormone steuert das
Einsetzen der Wehen
Die Balance zweier Hormone ist entscheidend, um Frühgeburten
zu verhindern: Während der Schwangerschaft befinden sich
die beiden Östrogene Estradiol und Estriol im Gleichgewicht.
Sobald jedoch eines von beiden die Oberhand gewinnt, setzen
die Wehen ein, haben australische Forscher um Roger Smith vom
John-Hunter-Krankenhaus in Newcastle herausgefunden. Indem Mediziner
das Verhältnis von Estradiol und Estriol während der
Schwangerschaft beobachten, ließe sich demnach nicht nur
der Geburtszeitpunkt vorhersagen. Durch gezielte Beeinflussung
des Hormonpegels könnte man die Wehen sogar nach vorne
oder nach hinten verschieben und Frühgeburten künftig
verhindern. Die Wissenschaftler
untersuchten den Hormonhaushalt von 500 Schwangeren. Bei allen
befand sich der Anteil von Estradiol und Estriol bis kurz
vor der Geburt im Gleichgewicht. Doch dann stieg der Estradiolgehalt
rasch an, und bald darauf setzten die Wehen ein. Die Produktion
von Estradiol geht wiederum auf ein anderes Hormon zurück,
das Corticoliberin, dessen Gehalt während der Schwangerschaft
kontinuierlich ansteigt. Corticoliberin wirkt auf die Nebennieren
des Fötus ein und regt sie zur Ausschüttung von
Steroiden an. Die Steroide geben dann den Anstoß zur
Estradiolproduktion in der Plazenta.
Dies würde auch erklären, warum die Wehen bei Schwangeren
selbst dann noch einsetzen, wenn der Fötus im Mutterleib
gestorben ist: "In diesem Fall würde der Estradiolgehalt
rapide sinken, wodurch das Estriol dominieren und den Beginn
der Wehen einleiten würde", erklärt Smith.
Aus dem Verhältnis beider Hormone und dessen zeitlichem
Verlauf lasse sich zum einen auf den Geburtszeitpunkt schließen.
Zum anderen könnten Mediziner Schwangeren eines der beiden
Hormone verabreichen, um das Einsetzen der Wehen zu verschieben
und damit den Geburtszeitpunkt vorzuziehen oder eine Frühgeburt
hinauszuzögern.
Roger Smith (John-Hunter-Krankenhaus, Newcastle, Australien)
et al.: Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism,
Online-Vorabmeldung
Frühgeborene
25.06.2003 - Medizin
Immer noch führen Frühgeburten häufig
zu Spätfolgen
Trotz moderner Medizin entwickelt etwa
die Hälfte der Kinder Verhaltensstörungen
Babys mit extrem niedrigem Geburtsgewicht und zu früh
geborene Kinder sind trotz der modernen Medizin später
auffallend häufig in ihrem Verhalten beeinträchtigt.
So haben sie beispielsweise oft Konzentrationsprobleme und schneiden
auch beim Lesen und Schreiben deutlich schlechter ab als ihre
Altersgenossen. Auch die neuesten medizinischen Errungenschaften
können das offenbar nicht verhindern, berichten australische
Forscher in der Fachzeitschrift JAMA (Ausgabe vom 25. Juni).
Die Wissenschaftler um Peter Anderson vom Murdoch-Kinder-Forschungsinstitut
in Melbourne untersuchten knapp 300 Kinder, die Anfang der
neunziger Jahre geboren worden waren. Diese hatten bei ihrer
Geburt entweder weniger als ein Kilogramm gewogen oder waren
vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen.
Im Vergleich zu Kindern, die bei ihrer Geburt mehr als 2,4
Kilogramm auf die Waage gebracht hatten, fiel es ihnen später
– im Alter von elf bis zwölf Jahren – oft
schwerer, den Inhalt von Gesprochenem zu erfassen. Sie ließen
sich leicht ablenken und verarbeiteten Informationen deutlich
langsamer als ihre Altersgenossen.
Die Studie ergab zudem, dass auch der IQ der Kinder signifikant
unter dem der Vergleichspersonen lag. Generell fanden die
Forscher, dass über die Hälfte der untersuchten
Kinder im Schulalter behandlungsbedürftige Verhaltensstörungen
aufwies. Es müssten daher auf medizinischer und psychosozialer
Ebene erhebliche Fortschritte gemacht werden, um solche Beeinträchtigungen
in Zukunft deutlich zu reduzieren, verlangen die Wissenschaftler.
Frühgeborene
21.04.2006 - Medizin
Immer mehr Babys kommen zu früh zur Welt
Dänische Mediziner besorgt: Zahl
der Frühgeburten nimmt zu
Ein deutlicher Anstieg an Frühgeburten beunruhigt
dänische Mediziner: Im vergangenen Jahrzehnt stieg die
Zahl der Frühgeburten in Dänemark um 22 Prozent an.
In der Gruppe von Müttern im Alter von 20 bis 40 Jahren
nahm der Anteil der Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche
geboren wurden, sogar um 51 Prozent zu. Die Forscher
analysierten für ihre Studie rund 99,8 Prozent aller
Geburten in Dänemark in den Jahren 1995 bis 2004. Dabei
wollten sie zunächst herausfinden, von welchen Faktoren
Frühgeburten abhängen. Zu ihrer Überraschung
und Besorgnis stellten sie einen deutlichen Anstieg von Frühgeburten
fest. Einen konkreten Grund für diese Zunahme können
die Forscher jedoch nicht nennen. Bestimmt wird das Risiko
für eine Frühgeburt durch das Alter der Mutter,
deren Gewicht, Rauchverhalten und Lebensumfeld.
Weitere Faktoren für steigende Frühgeburtenraten
können auch in einer Zunahme von künstlichen Befruchtungen
und Mehrlingsschwangerschaften liegen, fanden die Forscher
heraus. Sie fordern weitere Untersuchungen, um die Ursachen
besser zu verstehen. Auch sollte geklärt werden, ob es
sich um ein rein dänisches Phänomen oder um einen
internationalen Trend handele. Da Frühgeburten häufig
mit einer verzögerten Entwicklung oder Lernstörungen
des Kindes einhergehen, sollte dem Trend auf den Grund gegangen
werden, schreibt der britische Mediziner Andrew Shennan vom
King's College in London in einem Begleitkommentar. Im Durchschnitt
kommt etwa eines von zehn Kindern zu früh zur Welt.
Jens Langhoff-Roos (Rigshospitalet Kopenhagen) et al.: British
Medical Journal, Bd. 32, S. 937
Frühgeborene
21.05.2008 - Medizin
Der Fluch der frühen Geburt
Erstgeborene haben ein höheres Asthma-
und Allergierisiko
Erstgeborene Kinder haben ein größeres
Risiko, Asthma und Allergien zu entwickeln. Ursache sind die
Bedingungen, denen sie im Mutterleib ausgesetzt sind, fanden
britische Forscher um Wilfried Karmaus von der Universität
von South Carolina in Columbia heraus. Sie untersuchten in
ihrer Studie das Nabelschnurblut und testeten die Kinder im
Alter von 4 und 10 Jahren auf Allergien. Dabei zeigte sich,
dass die erhöhte Konzentration eines bestimmten Antikörpers
im Nabelschnurblut kurz nach der Geburt mit einem höheren
Allergierisiko in Verbindung steht.
Generell könnten die Ursachen für das erhöhte
Allergierisiko erstgeborener Kinder in den Bedingungen vor
oder nach der Geburt liegen. Falls die Weichen für das
höhere Risiko schon pränatal gestellt werden, müssten
sich bereits zum Zeitpunkt der Geburt Unterschiede feststellen
lassen. Daher untersuchten die Forscher das Nabelschnurblut
von 1.200 Neugeborenen von der britischen Isle of Wright.
Sie testeten es auf eine Antikörpervariante namens IgE
– eine erhöhte Konzentration dieser Antikörper
wird mit der Entwicklung von Allergien in Verbindung gebracht.
Zudem wurde untersucht, ob das Gen IL-13 in einer bestimmten
Variante vorlag, die ebenfalls das Allergierisiko erhöht.
Tatsächlich lag diese Genvariante bei Erstgeborenen
häufiger vor, und die Forscher konnten sie statistisch
mit einer erhöhten IgE-Konzentration im Nabelschnurblut
in Verbindung bringen. Dadurch erhöht sich die Anfälligkeit
für Allergien, wie die Wissenschaftler bei späteren
Allergietests an den Kindern im Alter von 4 und 10 Jahren
herausfanden. Bei nicht erstgeborenen Kindern konnten sie
diese Verbindungen nicht nachweisen.
"Wir waren nicht überrascht darüber, dass
die Reihenfolge der Geburt Einfluss auf die Entwicklung des
Immunsystems hat", sagt Wilfried Karmaus, "verwundert
hat uns allerdings, dass diese Wechselwirkung so lange bestehen
bleibt, bis mindestens in ein Alter von zehn Jahren."
Die Befunde könnten laut Karmaus zum Teil erklären,
warum Asthma und Allergien in den vergangenen 30 Jahren häufiger
geworden sind – die Geburtsrate in der westlichen Welt
nimmt ab, dadurch erhöht sich insgesamt der Anteil der
Erstgeborenen. Karmaus hofft, dem Anstieg der Allergieerkrankungen
mit Hilfe der neuen Erkenntnisse entgegenwirken zu können:
"Wenn wir die Bedingungen für Erstgeborene während
der Schwangerschaft gezielt verändern könnten, wären
wir möglicherweise in der Lage, 20 bis 30 Prozent aller
Asthma- und Allergie-Erkrankungen verhindern."
Wilfried Karmaus (Universität von South Carolina, Columbia)
et al.: Beitrag auf der International Conference of the American
Thoracic Society, Toronto.
Frühgeborene
07.03.2002 - Gesundheit
Forscher: Frühchen brauchen Salz für
eine normale Entwicklung
Frühgeburten benötigen in den ersten beiden
Lebenswochen eine erhöhte Salzzufuhr. Ansonsten ist die
Hirnentwicklung beeinträchtigt, sagen Forscher der Londoner
Guy’s King’s and St Thomas’ Hospitals School
of Medicine. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse am 7.
März von der Fetal and Neonatal Edition der Archives
of Disorders in Childhood.
Die Studie von Al-Dahhan und Kollegen bezieht sich auf 46
Kinder, die seit ihrer Geburt vor zehn bis dreizehn Jahren
beobachtet wurden. Von diesen waren 37 vorzeitig in der 33.
Schwangerschaftswoche oder früher geboren worden. 16
der Frühchen erhielten vom 4.-14. Lebenstag täglich
eine Extrabrise Salz zu ihrer normalen Ernährung. So
nahmen diese ungefähr die dreifache Menge an Salz auf
wie die übrigen Frühchen.
Nun, zehn bis dreizehn Jahre später, untersuchten die
Forscher die neurologischen und kognitiven Leistungen der
ehemaligen Frühchen. Dazu testeten sie unter anderem
Motorik, Intelligenz, Gedächtnis, Lernfähigkeit,
Sprache und Verhalten der Kinder.
In allen Tests schnitten die Kinder, die als Frühchen
zusätzlich Salz bekommen hatten, rund 10 Prozent besser
ab.
Die Forscher schließen daraus, dass Frühgeburten
in den ersten beiden Lebenswochen einen erhöhten Salzbedarf
haben. Ohne eine abgestimmte Salzdiät bleiben die Frühchen
womöglich erkennbar in ihrer Entwicklung zurück.
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