Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Fötus
Fötus
13.09.2005 - Medizin
Das Weinen der Föten
Schon im Mutterleib scheinen Kinder auf
Unbehagen mit Weinen zu reagieren
Babys weinen schon im Mutterleib, wenn sie sich
nicht wohlfühlen. Das hat ein amerikanisch-australisches
Forscherteam bei Ultraschalluntersuchungen von 11 Föten
ab einem Alter von 28 Wochen beobachtet. Die Föten wurden
durch kurze, tiefe Töne gereizt und zeigten als Antwort
darauf Bewegungen, die auch Neugeborene beim Weinen ausführen.
Die Kinder entwickeln somit das Weinverhalten schon vor der
Geburt.
Die Wissenschaftler untersuchten eigentlich Verhaltensabweichungen
von Föten, deren Mütter rauchten oder Kokain konsumierten.
Sie reizten dazu die Kinder durch tiefe, vibrierende Töne
und schauten gleichzeitig deren Bewegungen mithilfe von Ultraschall
an. Ähnlich wie beim Weinen eines Neugeborenen öffneten
die Föten dabei den Mund und senkten die Zunge ab, als
würden sie lange ausatmen, und machten dann drei Bewegungen,
die tiefen Atemzügen ähnelten, bevor sie sich wieder
beruhigten. Auch die Kinder von Müttern, die nicht rauchten
oder Kokain konsumierten, zeigten dieses Verhalten.
Die Föten weinten nur, wenn sie durch das tiefe Geräusch
gereizt wurden. Daraus schließen die Forscher, dass
sie diesen Reiz wahrnehmen, als negativ einstufen und entsprechend
darauf reagieren können. Dafür ist die Entwicklung
von entsprechenden Sinnesorganen und von Hirnregionen nötig,
die Emotionen verarbeiten und mit einer motorischen Antwort
verknüpfen. Das sind beispielsweise Teile des so genannten
Limbischen Systems. Auch die komplexe motorische Antwort ist
nur möglich, wenn die Gesichtsmuskulatur, die Atemwege
und die Atmung genau koordiniert sind.
Die Entwicklung des Weinens scheint schon sehr früh
zu beginnen: Schon ab der 20. Woche besitzen die Föten
das gesamte motorische Repertoire für das Weinen, wie
Zittern des Kinns und Schlucken. Frühgeburten zeigen,
dass 24 Wochen alte Kinder bereits Weingeräusche erzeugen
und auf Geräusche aus der Umwelt reagieren können.
Jeannine Gingras (Universität von North Carolina, Chapel
Hill) et al.: Archives of Disease in Childhood – Fetal
and Neonatal Edition 2005, Bd. 90, S. F415-418
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