Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Empathie
Empathie
23.12.2011 - Psychologie, Gesellschaft
Prägende Gespräche
Einfühlungsvermögen lernen Kinder
von ihren Müttern
Psychologen konnten belegen, dass Kinder besser Gedanken,
Absichten und Gefühle anderer Menschen erkennen können,
wenn ihre Mütter mit ihnen oft und detailliert über
die Gefühle und Gedanken anderen Menschen sprechen.
Für die Studie untersuchten die
Wissenschaftler die Fähigkeit von vier und sechs jährigen
Kindern, sich in andere hineinversetzen zu können. Dabei
kamen standardisierte Testverfahren zum Einsatz, bei denen
die Kinder mit Situationen konfrontiert wurden, die Einfühlungsvermögen
verdeutlichen. Zum Beispiel: Eine Frau dachte, sie hätte
eine Spinne gesehen, aber es waren eigentlich Haare. Dazu
wurden die jungen Probanden gefragt: Was hat die Frau gedacht?
Bei dieser Aufgabe müssen die Kinder unterscheiden zwischen
dem was sie selbst denken, was wirklich passiert war und dem
was die Frau gedacht hat. Die Forscher dokumentierten außerdem,
wie die Mütter mit ihren Kindern im allgemeinen kommunizieren
– welche Gesprächsthemen besonders häufig
sind und wie darüber gesprochen wird.
Als die Forschern nun die Auswertungen beider Tests mit einander
verglichen offenbarte sich der Zusammenhang: Wie gut Kinder
die Gedanken ihrer Mitmenschen erraten können, hängt
davon ab, wie oft und intensiv Mütter mit ihren Kindern
über die Gedanken und Gefühle anderer Menschen reden
und ob die Mütter sich dabei in die Person, über
die gesprochen wird, hineinversetzen. Je mehr solcher Gespräche
zwischen Mutter und Kind geführt werden, desto leichter
fällt es den Kindern diese sogenannte Empathie zu entwickeln.
Kinder lernen dabei offenbar zwischen den eigenen Gefühlen
und den Gefühlen und Gedanken anderer Personen zu unterscheiden
und, dass unterschiedliche Personen zu dem gleichen Thema
verschiedene Ansichten haben können. Die Forscher meinen,
dass ein Kind genau dies übt, während die Mutter
ein Gespräch mit dem Kind darüber führt, wie
und warum eine andere Person in einer bestimmten Situation
reagiert und wie ihre eigenen Gefühle dann dazu wären.
Die Forscher betonen die enorme Bedeutung dieser empathischen
Fähigkeiten: Menschen fällt es damit einfacher bei
einem Konflikt die Argumente des Gegenübers zu verstehen
und den Streit zu beheben. Dem kommt in unserer heutigen Gesellschaft
eine Schlüsselrolle zu, meint Studienleiter Brad Farrant
von der University of Western Australien: „Um die Probleme
der globalisierten Welt zu lösen, müssen wir alle
besser darin werden, uns in die Perspektive anderer Menschen
zu versetzen.“
Brad M. Farrant (University of Western Australia, Perth)
et al.: Child Development, doi:10.1111/j.1467-8624.2011.01688.
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