Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Dopamin
Dopamin
05.11.2004 - Medizin
Wie das Gefühl in den Bauch kommt
Der Neutrotransmitter Dopamin beeinflusst
die Entstehung des "Bauchgefühls", das unbewussten
Entscheidungen zugrunde liegt
Der Gehirnbotenstoff Dopamin bestimmt, welche Vorlieben
und Abneigungen sich Menschen im Lauf ihres Lebens aneignen:
Er beeinflusst, welche Lehren das Gehirn aus früheren
Erfahrungen zieht und verursacht auf diese Weise das "Bauchgefühl",
aus dem heraus viele Entscheidungen getroffen werden. Das
haben amerikanische Wissenschaftler bei der Untersuchung von
Parkinsonpatienten entdeckt, deren Dopaminspiegel entweder
krankheitsbedingt erniedrigt oder durch Medikamente künstlich
erhöht war. Die Forscher um Michael Frank von der Universität
von Colorado in Boulder beschreiben ihre Studie in der Fachzeitschrift
Science (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1102941).
Gesunde Menschen lernen sowohl aus guten wie auch aus schlechten
Erfahrungen. Positive Folgen einer Entscheidung verstärken
dabei etwas Gelerntes, während negative Auswirkungen
dazu führen, dass eine Erfahrung mit dem Etikett "in
Zukunft möglichst vermeiden" abgespeichert wird.
Wie bereits aus Tierversuchen bekannt spielt der Neurotransmitter
Dopamin, der beispielsweise die positiven Gefühle im
Belohnungszentrum vermittelt, eine Schlüsselrolle bei
diesem Verstärkungssystem. Wie genau er jedoch die Entscheidungsbildung
beeinflusst, war bisher nicht bekannt.
Um diesen Zusammenhang aufzuklären, entwickelten Frank
und seine Kollegen ein Computermodell, in dem sie die Wirkung
von Dopamin simulierten. Ihre Annahme: Dopamin verstärkt
den Lerneffekt aus positiven Erfahrungen und verhindert gleichzeitig
das Lernen aus negativen Erlebnissen. Anschließend verglichen
die Forscher das Ergebnis der Simulation mit dem Abschneiden
von 30 Parkinson-Patienten und 19 gesunden Kontrollprobanden
in verschiedenen Lerntests. Genau wie von der Simulation vorhergesagt
lernten die Probanden, deren Dopaminspiegel durch Medikamente
künstlich erhöht war, am besten aus positiven Erfahrungen.
Bei den nicht medikamentös behandelten Parkinson-Patienten,
deren Dopaminspiegel sehr niedrig war, hatten dagegen negative
Erfahrungen den größten Lerneffekt. Die Kontrollgruppe
nutzte sowohl die positive als auch die negative Verstärkung,
um daraus zu lernen.
Die Ergebnisse könnten nach Ansicht der Forscher helfen,
auch andere Krankheiten mit gestörter Dopaminregulation
wie Schizophrenie, ADHS oder Suchterkrankungen besser zu verstehen.
Nur wenn die Wirkung des Botenstoffs in verschiedenen Bereichen
des Gehirns genau bekannt sei, könnten auch Medikamente
entwickelt werden, die ganz speziell einzelne dieser Wirkungen
nachahmen, schreiben die Wissenschaftler. Dadurch könnten
viele der Nebenwirkungen heutiger Wirkstoffe vermieden werden.
Dopamin
29.07.2005 - Hirnforschung
Langsam, aber anhaltend
Neuer Übertragungsweg des Botenstoffes
Dopamin entdeckt
Ein bisher unbekannter Mechanismus zur Übermittlung
des Botenstoffes Dopamin könnte neue Möglichkeiten
für die Behandlung psychischer Erkrankungen eröffnen.
Neben einem schnellen und einem langsamen Wirkmechanismus
des Neurotransmitters haben amerikanische Biowissenschaftler
nun auch eine sehr langsame, über Stunden anhaltenden
Wirkweise entdeckt.
Der Botenstoff Dopamin hängt mit dem Belohnungssystem
des Gehirns zusammen und wird mit positiver Stimmung und Motivation
in Verbindung gebracht. Zu hohe Konzentrationen scheinen jedoch
zu psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störungen
zu führen. Der Mechanismus, bei dem die Wirkung des Botenstoffes
nur für einige Minuten anhält, wurde bereits in
einer Vielzahl von Studien untersucht. Die Wissenschaftler
entdeckten nun jedoch einen zweiten Mechanismus, bei dem die
Dopaminwirkung über Stunden oder sogar unbegrenzt lange
anhalten kann.
Dies sei eine wichtige Entdeckung, da bei vielen psychischen
Erkrankungen gerade die langfristige Stimulation durch Dopamin
die Krankheit aufrechterhalte, erläutert Caron. Auch
die Wirkung von Drogen auf das Gehirn kann so möglicherweise
besser verstanden werden. Denn Dopamin spielt eine wichtige
Rolle bei der Entwickung von Abhängigkeit, da fast alle
Drogen den Dopaminspiegel anheben und so zu Stimmungshochs
führen.
"Nun kann auch untersucht werden, ob und wie der neu
entdeckte Übertragungsweg durch Substanzen gehemmt werden
kann, mit denen sich psychische Erkrankungen besser behandeln
lassen", sagt Caron. Sollte sich in weitere Studien nachweisen
lassen, dass die verschiedenen Wirkwege tatsächlich unabhängig
voneinander beeinflussbar sind, könnte dies zum Beispiel
Nebenwirkungen bei der Behandlung schizophrener Erkrankungen
verbessern.
Marc Caron (Duke University Medical Center, Durham, USA)
et al.: Cell (Ausgabe 29. Juli 2005)
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