INPP Österreich und Schweiz
INPP Österreich und Schweiz
home
Facebook Twitter InkedIn youtube Seite drucken Email

Notizen aus der Wissenschaft:


Stichwort: Denken

  Artikel:
> Warum Kinder nicht immer das tun, was ihre Eltern wollen
   
  zurück zum Stichwortverzeichnis


   top

Denken
26.03.2009 - Psychologie

Warum Kinder nicht immer das tun, was ihre Eltern wollen

Die Kleinen können aktuell Gesagtes nicht in zukünftige Aktionen umsetzen

Wenn Kinder nicht gleich auf eine Aufforderung reagieren, vermuten Eltern häufig, dass sie nicht richtig zuhören oder sogar absichtlich ungehorsam sind. Doch damit tun sie ihren Sprösslingen möglicherweise Unrecht: Kinder denken einfach anders, erklären amerikanische Forscher. Bis etwa zum Schulalter können sie noch keine Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft herstellen. Daher begreifen sie auch nicht, welchen Einfluss eine Handlung in Zukunft hat oder haben könnte. Bekommen sie also etwas gesagt, reagieren sie häufig nicht gleich, sondern erst später – dann nämlich, wenn sie genügend Informationen zusammen haben, um die ursprüngliche Anweisung einordnen zu können, berichten Yuko Munakata und sein Team von der University of Colorado in Denver.

Bislang sind Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Kinder auf die gleiche Weise denken wie Erwachsene und dass sie schon frühzeitig vorausschauend handeln können. Munakata und seine Kollegen widerlegten diese These jetzt jedoch. Christopher Chatham, ein Mitglieder der Forschergruppe, verdeutlicht das Prinzip an einem Beispiel: Wenn es draußen kalt ist und man einem dreijährigen Kind sagt, es soll seine Jacke aus seinem Zimmer holen, bevor es rausgeht, würde man erwarten, dass das Kind diese Maßnahme versteht. Doch Kinder planen nicht: "Dreijährige rennen hinaus, entdecken, dass es kalt ist und rufen dann erst in ihrer Erinnerung ab, wo die Jacke ist und holen sie schließlich."

Zeigen konnten die Wissenschaftler diese Eigenheit des kindlichen Gehirns anhand eines einfachen Experiments: Sie ließen 34 Kinder im Alter von dreieinhalb und zum Vergleich die gleiche Anzahl achtjähriger Kinder ein Computerspiel spielen. Hauptdarsteller waren die Zeichentrickfiguren SpongeBob Schwammkopf und der Hund Blue aus der Serie 'Blue's Clues'. Für einen Durchgang erhielten die Kleinen beispielsweise die Information, dass Blue Melonen mag. Anschließend erschien zuerst eine der beiden Figuren und dann eine Melone auf dem Bildschirm. Bei der richtigen Kombination – Blue und Melone – sollten die Kinder ein lachendes Gesicht auf dem Touchscreen drücken, bei der falschen – Schwammkopf und Melone – ein trauriges. Während des Tests maßen die Forscher die Pupillendurchmesser der Kinder, um festzustellen, wann die Kinder zur richtigen Lösung gelangten.

Die Achtjährigen hatten das Prinzip sofort verstanden – sie wussten schon beim Erscheinen der falschen Figur zu Beginn des Versuchs, dass sie das traurige Gesicht wählen mussten. Den Dreijährigen fehlte hingegen dieses Vorausschauende Denken: Sie warteten bei allen Tests, welche Frucht erscheinen würde, und trafen dann erst ihre Wahl. Die Forscher hoffen nun, mit Hilfe der Ergebnisse die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern verbessern zu können. Für das Beispiel mit der Jacke bedeute dies etwa, dass Eltern ihren Kindern sagen sollten: Ich weiß, dass Du Deine Jacke jetzt nicht mitnehmen willst, aber falls Du später frierend im Hof stehst, dann denk daran, dass sie im Kinderzimmer liegt.

Yuko Munakata (University of Colorado, Denver) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.0810002106


   top

 
 

   INPP Österreich und Schweiz | Anja van Velzen | Tel. 0049 (0)1717518879 | Email: a.vanvelzen@t-online.de