Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Bewegungssteuerung
Bewegungssteuerung
08.12.2000 - Hirnforschung
In einer neu identifizierten Gehirnregion laufen
verschiedene Informationen zur Körpersteuerung zusammen
Den meisten Menschen erscheint es ganz selbstverständlich,
dass ihr Arm präzise das Marmeladenglas auf dem Tisch
erreicht oder dass die Füße die Treppenstufen nehmen,
ohne ständig zu stolpern. Hinter dem, was so einfach
und mühelos aussieht, steckt ein hochkomplexer Prozesss
im Gehirn. Psychologen und Neurowissenschaftler der University
of Princeton haben jetzt die Gehirnregion lokalisiert, die
dafür sorgt, dass der Körper und seine Extremitäten
richtig positioniert werden.
Tiere und Menschen brauchen vier Empfindungen für die
richtige Steuerung ihrer Arme und Beine: Sehsinn, Tastsinn,
Wahrnehmung der Eigenmotorik und eine Erinnerung an die letzten
vorangegangenen Bewegungen. Besonders der Sehsinn und die
Eigenwahrnehmung des Körpers müssen im Gehirn koordiniert
werden.
Michael Graziano, Psychologe an der University of Princeton,
und seine Kollegen haben ein Experiment mit Affen durchgeführt,
um der koordinierenden Gehirnregion auf die Spur zu kommen.
Sie nahmen die Arme der Affen und versteckten sie unter einer
flachen Ablage. Obenauf legten sie naturgetreu nachgemachte
Affenarme so, dass die Affen sie sehen konnten. Dann beobachteten
sie das Feuern der Neuronen in den Affenhirnen.
Neuronen im so genannten parietalen Cortex in Areal 5 feuerten
entsprechend zu den Bewegungen der echten Arme. 29 Prozent
der Neuronen feuerten aber auch, wenn die falschen Arme ins
Blickfeld kamen. Da die Forscher wissen wollten, wieweit die
falschen Arme, die die Affen sehen konnten, vom Gehirn wahrgenommen
wurden, legten sie diese Arme in einem weiteren Versuch an
eine Körperseite, die die Affen mit ihrem Sehsinn nicht
erfassen konnten. Jetzt reagierten die Neuronen überhaupt
nicht darauf. Daraus schließen die Wissenschaftler,
dass die 29 Prozent der Neuronen, die auch auf die künstlichen
Arme reagierten, offenbar sowohl für den Sehsinns (Gesichtssinn)
als auch für die Wahrnehmung der Eigenmotorik sensibel
sind und diese beiden Sinne koordinieren.
Wenn die Gehirnregion des parietalen Cortex etwa auf Grund
einer Verletzung Schaden genommen hat, kann es auch vorkommen,
dass Gliedmaßen nicht als die eigenen empfunden werden.
Dann kann es passieren, dass man morgens aufwacht und sich
fragt, wer einem denn das fremde Bein ins Bett gelegt hat.
(Science (30.11.00))
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