Notizen aus der
Wissenschaft:
Stichwort:
Allergien
Allergien
22.08.2009 - Medizin
Wenn das Immunsystem doppelt falsch liegt
Forscher entdecken Zusammenhang zwischen
Diabetes und Glutenunverträglichkeit
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Diabetes vom Typ
1 und einer Weizenproteinunverträglichkeit, haben Forscher
herausgefunden. Bei beiden Erkrankungen bekämpft das Abwehrsystem
des Körpers Stoffe, die eigentlich ungefährlich sind.
Bei Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die Zellen der Bauchspeicheldrüse
an und zerstört sie, so dass der Körper kein Insulin
mehr produzieren kann. Bei der Unverträglichkeit sind das
Ziel des Abwehrsystems die an sich völlig harmlosen Inhaltsstoffe
von Weizen. Die beiden Probleme scheinen bei vielen Betroffenen
gekoppelt zu sein: Bei ihnen konnte sich das Immunsystem in
der Jugend offenbar nicht richtig einpendeln und löste
in der Folge zuerst die allergieartige Unverträglichkeit
und anschließend sogar die Autoimmunreaktion mit der Zerstörung
des körpereigenen Gewebes aus, so die These der Forscher.
Diabeteskranke werden in zwei
Gruppen eingeteilt. Bei Patienten mit Diabetes Typ 1 werden
die insulinproduzierenden Zellen meist schon im Jugendalter
zerstört. Diabetes Typ 2, oft auch als Altersdiabetes
bezeichnet, entsteht, wenn die Zellen, die normalerweise auf
Insulin reagieren, dafür unempfindlich werden. In beiden
Fällen stellt der Körper einen Insulinmangel fest.
Bei Typ 1 ist tatsächlich kein oder zu wenig Insulin
vorhanden, weil ja die insulinproduzierenden Zellen nicht
mehr existieren. Beim Typ 2 ist eigentlich genug Insulin vorhanden,
aber die Sensoren melden trotzdem einen Mangel, weil sie es
nicht erkennen. Insulin ist wichtig, da ohne das Hormon mehrere
Verdauungsprozesse, wie die Aufnahme von Glucose ins Blut,
nicht richtig funktionieren.
Als Autoimmunerkrankung ist Diabetes Typ 1 verwandt mit Allergien
und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bei denen der
Körper ebenfalls an sich völlig harmlose Substanzen
angreift. Im Fall der relativ häufigen Weizenproteinunverträglichkeit
scheint diese Verwandtschaft sogar besonders eng zu sein:
Die Forscher stießen bei 20 von 40 Betroffenen auf einen
Zusammenhang zwischen Diabetes vom Typ 1 und einer Überreaktion
des Immunsystems auf Weizenproteine.
Bei den von beiden Defekten betroffenen Personen wurde offenbar
in jungen Jahren eine unerwünschte Kettenreaktion in
Gang gesetzt. Co-Autor Frasier Scott erklärt den Zusammenhang:
Einige Menschen neigen aufgrund genetischer Veranlagung zu
einer Überreaktion auf Weizenproteine. Dies kann der
Auslöser einer Autoimmunerkrankung sein, indem sie das
empfindliche Gleichgewicht des Immunsystems so stören,
dass keine normale Entwicklung stattfindet. Eine Folge davon
kann die irrtümliche Zerstörung der insulinproduzierenden
Zellen und damit Diabetes vom Typ 1 sein. Das Zusammenspiel
mit der Verdauung stellt eine große Herausforderung
für das Immunsystem dar. Hier muss es eine Vielzahl an
Stoffen und Bakterien unterscheiden können, von denen
die einen schädlich sind, die anderen aber unbedingt
aufgenommen werden müssen. Dies kann besonders in der
Entwicklung zu Komplikationen führen.
Majid Mojibian (Universität in Ottawa) et al.: Diabetes,
Bd. 58, S. 1789
Allergien
16.04.2004 – Medizin
Warum Dreck gesund hält
Eine zu saubere Umgebung lässt T-Zellen
sterben und fördert so Autoimmunerkrankungen
Amerikanische Forscher könnten den Grund gefunden
haben, warum Menschen in einer sehr sauberen Umgebung häufiger
an Allergien und anderen Immunerkrankungen leiden: Wenn das
Immunsystem durch den Mangel an Keimen unterbeschäftigt
ist, reduziert sich die Zahl der für die Abwehr von Krankheitserregern
zuständigen T-Zellen. Um diesen Mangel auszugleichen,
vervielfältigt der Körper die verbliebenen Abwehrzellen
– wobei ausgerechnet solche Zellen begünstigt werden,
die das eigene Körpergewebe angreifen. Über ihre
Versuche an Mäusen berichten Nora Sarvetnick vom Scripps-Forschungsinstitut
in La Jolla und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Cell
(Bd. 117, S. 265).
Die Wissenschaftler untersuchten das Immunsystem genetisch
veränderter Mäuse, die sehr häufig Diabetes
entwickeln. Die Veränderung im Erbgut der Tiere führte
dazu, dass ihre T-Zellen sehr viel schneller starben, was
auf Dauer zu einem Mangel der wichtigen Abwehrzellen führte.
Um die fehlenden T-Zellen zu ersetzen, produzierte der Körper
der Tiere Stoffe, die den überlebenden Abwehrzellen den
Befehl geben, sich zu teilen.
Da jedoch nicht alle Arten von T-Zellen dazu in der Lage
sind, veränderte sich die Zusammensetzung der Gesamtheit
der Abwehrzellen. Dabei stieg der Anteil der Zellen, die die
eigenen Körperzellen erkennen und angreifen können.
Die Folge: Das Bauchspeicheldrüsengewebe der Mäuse
wurde durch das eigene Immunsystem zerstört und sie bekamen
Diabetes. Wurde dagegen die Zahl der T-Zellen von den Forschern
durch die Simulation einer Bakterieninfektion künstlich
erhöht, blieben die Mäuse gesund.
Obwohl es noch keine Untersuchungen beim Menschen gibt, deuten
viele Befunde darauf hin, dass ein ähnlicher Mechanismus
an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen beteiligt sein
könnte. So entwickeln beispielsweise Kinder, die in einer
möglichst keimfreien Umgebung aufwachsen und deren Immunsystem
in der Folge nur sehr wenige T-Zellen produziert, sehr viel
häufiger Allergien als ihre Altersgenossen, die mit mehr
Keimen in Berührung kommen. Auch viele Diabetiker und
Menschen mit Rheuma haben eine verminderte Zahl an T-Zellen.
Häufig treten Autoimmunkrankheiten auch nach bestimmten
viralen Infektionen auf, von denen bekannt ist, dass sie ebenfalls
die T-Zellen dezimieren.
Allergien
Hunde oder Katzen im Haus senken das Allergierisiko
bei Kindern
Kinder bekommen seltener Allergien, wenn sie schon
sehr früh engen und häufigen Kontakt zu Hunden oder
Katzen haben: Haustiere können das Allergierisiko um
mehr als fünfzig Prozent senken, berichten amerikanische
Mediziner im Fachblatt "JAMA" (Nr. 288, S. 963-972).
Für ihre Studie machten die Wissenschaftler vom medizinischen
College in Georgia (USA) bei rund fünfhundert Kindern
bis sieben Jahre Allergietests: Unter anderem wurden den Kleinen
bekannte Allergene wie Pollen, Gräser, Hausstaub, Hunde-
oder Katzenhaare auf die Haut gebracht.
Ein Drittel der Kinder ohne Haustiere reagierten auf diese
Substanzen allergisch. Ähnlich groß war die Zahl
bei den Kindern, die nur einen Hund oder eine Katze zum Spielen
hatten. Bei den Kindern mit zwei oder mehr Haustieren als
Spielkameraden waren jedoch nur 15 Prozent, also gerade die
Hälfte.
"Das war genau das Gegenteil, was wir erwartet hatten",
kommentiert Studienleiter Dennis R. Ownby das Ergebnis. Über
Generationen hinweg seien Allergologen davon ausgegangen,
dass Haustiere die Entstehung von Allergien förderten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass für die geringere
Allergierate so genannte Endotoxine verantwortlich sind. Diese
Stoffe kommen im Speichel von Hunden oder Katzen vor und könnten
sich regulierend auf das Immunsystem und damit auf allergische
Reaktionen auswirken, so Ownby.
Allergien
13.06.2001 – Medizin
Häufigkeit von Asthma und Allergien deutlich
gestiegen
Die Häufigkeit von Asthma und Allergien bei
Kindern und Jugendlichen ist in den vergangenen fünf
Jahren einer Studie zufolge drastisch gestiegen. Die Wissenschaftler
des Universitätsklinikums Münster hatten 8.000 Kinder
im Grund- und Hauptschulalter in zwei identisch aufgebauten
Untersuchungsreihen in den Jahren 1995 und 2000 beobachtet.
Die Zahl der Fälle von Asthma sei innerhalb dieses Zeitraums
um 33 Prozent, die von Heuschnupfen um 29 Prozent und die
von Hautallergien um 18 Prozent gestiegen, teilten die Koordinatoren
des Projektes, Ulrich Keil und Stephan Weiland, am Dienstag
in Münster mit.
Münsteraner Studien sind Teil des weltweiten Forschungsprojekts
"International Study of Asthma and Allergies in Childhood
(ISAAC)", an dem 155 Länder beteiligt sind. Neben
Münster nimmt in Deutschland noch die Universität
Greifswald (Mecklenburg- Vorpommern) an den Untersuchungen
teil.
Mögliche Ursachen für den Anstieg sieht Keil in
der Belastung durch Schwerlastverkehr in Wohnungsnähe
und Feuchtigkeitsschäden in Schlafräumen. Als größter
Risikofaktor erweise sich jedoch das Rauchen. Den Zuwachs
an jugendlichen Rauchern bezeichnete Weiland als Besorgnis
erregend: "Ein Werbeverbot für Tabakprodukte muss
unbedingt durchgesetzt werden." Außerdem empfiehlt
er zur Vorbeugung vor Aallergien vollwertige Ernährung
und Sport.
Zwar könne derzeit nur ein geringer Teil der Ursachen
geklärt werden, die "Hygiene-Hypothese" spiele
jedoch eine wichtige Rolle. Danach beeinträchtigt übertriebene
Hygiene im Kindesalter das Immunsystem und Krankheiten treten
häufiger auf. So weise Albanien, das ärmste Land
im Rahmen der Studie, die niedrigste Allergienquote auf.
Das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der
Universität Münster hat als erstes der beteiligten
Länder die Untersuchungen abgeschlossen. In zwei Jahren
sollten die Ergebnisse der anderen Länder weiteren Aufschluss
über die Ursachen und die Entwicklung von Allergien geben.
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